der HSP-Regionalgruppe NORD – am 18. November 2025
Das zweite Regionaltreffen in diesem Jahr der HSP-Gruppe Nord fand dieses Mal in einem anderen Rahmen statt:
Ein dreistündiges Seminar an einem Dienstagnachmittag im Konferenzraum des Sanitätshauses STOLLE in Hamburg-Farmsen.
Wir waren 19 Teilnehmer, davon 13 HSP-er und 6 Begleitpersonen. In dem sehr großzügigen Tagungsraum war ein Tisch mit Getränken und Keksen sowie ein weiterer Tisch mit Demonstrationsobjekten, Informationsmaterial und Werbegeschenken aufgebaut.
Den ersten Vortrag hielt Birgit Berwald, Teamleitung Fachbereich Reha Hochwertig. Sie erläuterte zunächst die Versorgungsziele bei der Beratung von Betroffenen:
- Verbesserung der Mobilität und Sicherheit
- Vermeidung von Fehlhaltung und Sekundärschäden
- Unterstützung bei Aktivitäten des täglichen Lebens
- Förderung der Teilhabe am sozialen und beruflichen Leben
- Barrierefreiheit in der eigenen Häuslichkeit
- Freude am Leben
Danach beschrieb sie die Versorgungsbereiche:
- Bad: dort passieren die meisten Unfälle. Als mögliche Hilfsmittel wurde gezeigt:
Rollstuhl mit abnehmbarem seitlichen Teil für Transfer auf Duschrollstuhl ,
Toilettenlift elektrisch,
Badewannenlift, - Wohn-/Arbeitsbereich und Küche
- Schlafzimmer: Transferhilfen vom Rollstuhl ins Bett gezeigt
Alltag mit Rollstuhl:
- Vorgeführt wurde ein Adaptivrollstuhl, er kann individuell angepasst werden. Fa. Stolle bietet eine Ausstellung und Beratung in ihrem Haus in HH-Harburg.
- Hochwertige Kissen für Rollstuhl wurden herumgereicht :
VICAIR (ca. € 800,-) und Kissen STOLLE (ca. € 450,-).
Sie können über die Krankenkasse beantragt werden. - Elektromobilität: verschiedene Fabrikate wurden vorgestellt
- Faltbare Elektrorollstühle gezeigt, aber gibt es nicht anpassbar.
Die Krankenkasse trägt auf jeden Fall nur die Kosten für maximal einen Rollstuhl.
Den zweiten Vortrag hielt
Philipp Schwarz, Physiotherapeut Neuroorthetik.
Er stellte den Anzug Exopulse Suit des Herstellers Otto Bock vor.
Das ist ein elektrisch betriebener Neuromodulationsanzug zur
- Verbesserung von Mobilität und Gleichgewicht
- Reduzierung der Spastik über Entspannung spastischer Muskulatur
- Linderung von Schmerzen
- Aktivierung von Muskeln
- Erhalt und Erweiterung des Bewegungsumfangs
Als Indikationen gibt der Hersteller an:
- MS
- Schlaganfall
- Rückenmarksverletzungen
- Zerebrale Kinderlähmung
Der Anzug besteht aus Jacke und Hose sowie zwei abnehmbaren Steuereinheiten (Control Units), ist waschbar und in angepassten Größen für Damen und Herren erhältlich.
Aufbau: 50 eingebettete Elektroden stimulieren 40 Schlüsselpositionen im ganzen Körper. Bei Erprobung erfolgt eine individuelle Einstellung der Stromzufuhr ausgerichtet auf den Benutzer. Der Anzug soll täglich 1 Stunde getragen werden.
Preis: ca. € 9.000,-. Die Kosten werden von Privatkassen meist bzw. teilweise übernommen, von den gesetzlichen Krankenkassen meist abgelehnt. Im Antrag auf Kostenübernahme muss definiert werden: Er ist ein „Hilfsmittel“ – kein Therapiemedium.
Eine Erprobung bei der Firma Stolle ist möglich. Bei positiver Wirkung empfiehlt man zunächst eine 2-3 wöchige Testphase zu Hause (ca. € 1.500,-), bevor man sich zum Kauf entschließt. Bei Kauf werden die Testgebühren zum großen Teil angerechnet.
Anschließend referierte Herr Schwarz über Fußheberorthesen.
Wer bei deutlicher Fußheberschwäche im Gangbild eine Fußheberorthese erproben möchte, kann zu einem intensiven Test zu ihm kommen.
Zuerst macht er dann eine Anamnese (systematische Befragung), das Gehen wird gefilmt und das Ziel festgelegt. Dann wird eine geeignete Orthese angelegt und das Gehen damit wieder gefilmt und gemeinsam angeschaut.
Verschiedene Orthesen stehen zur Auswahl:
- Fußheberbandage bei leichter Fußheberschwäche
- Knöchelbandage mit elastischen Zügeln
- Karbonorthesen bei starker Spastik
Preis pro Bein: € 600 bis € 700. Eine Kostenübernahme der Kasse ist in der Regel kein Problem und wird durch Fa. Stolle beantragt.
- Sensomotorische Einlagen (€ 150-€ 200) d.h. eine Schuhinnensohle mit Wölbungen.
- Neuroswing-Orthese, wird auch individuell angepasst.
Zusätzlich zu den „Geh-Orthesen“ gibt es „Lagerungs-/Korrektur-Orthesen“, die man nachts oder in Ruhestellung trägt. Mit Begründung können die Kosten von der Kasse getragen werden.
Ganzbein-Orthesen gibt es auch, etwa zur Knie-Sicherung oder Beinachsenstabilisierung, jedoch haben sie ein deutlich hohes Gewicht.
Es werden auch FES-Systeme angeboten (Funktionelle Elektro-Stimulation), die aus einer Manschette und Sensoren bestehen. Es sind mehrere Systeme verfügbar, die bei der Firma Stolle getestet werden können.
Nachdem viele Fragen beantwortet und diskutiert worden waren, bedankten wir uns bei dem beiden Referenten und beendeten diesen interessanten und anregenden Nachmittag.
Hamburg, im November 2025 Bericht: Kirsten Kuhk